Man schreibt keinen Roman ohne schreibende Vorgeschichte. Und weil rückblickend die Dinge immer ganz klar und offensichtlich zu sein scheinen, stelle ich fest, dass mein schriftstellerischer Werdegang in der fünften Klasse mit einem Aufsatz über „mein schönstes Ferienerlebnis“ begonnen hat. Angesichts einer Geschichte aus männlicher Erzählperspektive, in welcher auch Höhlen, Drachen und frei zugängliche Waffen eine Rolle spielten, musste meiner Deutschlehrerin bereits klar geworden sein, dass ich entweder eine Schriftstellerin oder aber eine unverschämte Lügnerin werden würde. Die Bewertung des Aufsatzes fiel jedenfalls auch ohne typisch sommerliche Urlaubsbeschreibungen sehr gut aus. Die Frau hatte Humor und sprach von „Begabung“.
Ich habe mich dann für die erste Möglichkeit entschieden und mich an Gedichten und Kurzgeschichten geübt, bis mir 2004 mit der Idee zu „Jules Suche“ bewusst wurde, dass diese Formen dem Thema nicht gerecht werden würden. Also entstand aus einer Kurzgeschichte heraus, die heute das Grundgerüst für das zweite Kapitel des Romans bildet eine komplexe Geschichte um Liebe und Selbstverwirklichung im östlichen Teil des wieder vereinten Deutschlands des ausgehenden 20. Jahrhunderts.
Ich schreibe, weil es meine Art ist, mich mit dem auseinanderzusetzen, was unmittelbar um mich herum und was in dieser Welt passiert, diskutiert oder auch gar nicht bemerkt wird. Daher flossen in den Roman z.B. die Auseinandersetzung mit viel diskutierten Aspekten der DDR-Vergangenheit wie Stasi, Fluchtversuche oder Rückübertragung ein. Auf der einen Seite führt die Wendezeit in „Jules Suche“ zu Erfolgsgeschichten. Auf der anderen Seite wird aber auch die Leere thematisiert, die Menschen empfanden, die zwar über Nacht die Chancen der Freiheit geboten bekamen aber keine Möglichkeiten, diese zu nutzen. Nicht zuletzt finden sich auch Geschichten über diejenigen, um welche herum sich die Welt schneller dreht, als sie selbst realisieren können; über Projekte, die bereits Vergangenheit sind, bevor sie richtig begonnen haben… und über das kleine Glück, das jeder Mensch in sich selbst finden muss. Ich hoffe, dass sich meine Leser diesen und anderen Auseinandersetzungen anschließen und sich mit meinem Text gut unterhalten fühlen.
Ronald Hande hat „Jule“ und mich über Romansuche.de in den Weiten des Internets gefunden und mir die Chance zur Veröffentlichung geboten. Neben der großen Freude, die ich darüber empfinde, betrachte ich das als einen weiteren Schritt in meiner Entwicklung als Autorin und freue mich auf zahlreiche Lesermeinungen zum Buch und natürlich auf alles, was die Zukunft in schriftstellerischer Hinsicht noch für mich bereithält.