Solchermaßen unwissend, bleibt ihr beinahe nichts anderes übrig, als an   Gideons Hand durch die Zeitreise-Liebesgeschichte der deutschen Autorin   Kerstin Gier zu stolpern. Der gutaussehende, vielfach talentierte Gideon   trägt ebenfalls das besagte Gen in sich, ist jedoch offensichtlich über   alles voll im Bilde und spielt seine Überlegenheit bei jeder sich   bietenden Gelegenheit aus, so dass Gwen nicht nur durch ihre   Unwissenheit, sondern auch durch den inneren Zwiespalt zwischen   aufkeimender Liebe und empörter Abneigung verunsichert wird. Doch ihre   Freundin Leslie steht ihr mit Hilfe des Internets und ihres analytischen   Verstandes bei der Erforschung des Geheimbundes und in   Liebesangelegenheiten unerschütterlich zur Seite. Sie ist auch die   Einzige, die weiß, dass Gwendolyn in der Lage ist, Geisterwesen zu sehen   und mit ihnen zu sprechen. Als sehr nützlich erweisen sich die   Bekanntschaft mit dem Schulgespenst James, welches ihr in Sachen   Anstandsregeln im 18. Jahrhundert so manchen Tipp geben kann, und mit   Xemerius, einem Dämon, der sich nicht nur als ein anhänglicher Nervtöter   herausstellt, sondern als Spion auch gute Dienste leistet. Nicht   zuletzt kann sich Gwen auf die Hilfe ihres Großvaters verlassen, mit dem   sie in der Vergangenheit zusammentrifft, während man sie eigentlich   Hausaufgaben erledigend in einem dunklen Kellerraum wähnt. 
           
           
          Mein Eindruck 
           
"Saphirblau" ist der zweite Teil der Trilogie "Liebe geht durch alle   Zeiten". Was im ersten Teil "Rubinrot" mit einem Kuss angedeutet wurde,   entwickelt sich zu einer Liebesgeschichte, die mit einer Liebeserklärung   des grünäugigen Gideon nur ein vorläufiges Happyend findet, denn dem   zwielichtigen Graf St. German, der Gwendolyn bereits im ersten Buch   verängstigt, gelingt es auch im zweiten Teil, seine undurchsichtigen   Fäden so zu spinnen, dass niemand dem anderen vertraut und auch Gwen   nicht an Gideons Liebe glauben kann. Ihrer Cousine Lucy und Gideons   Verwandtem Paul und deren Motiven kommt man nur so weit auf die   Schliche: Sie haben den ersten Chronographen, mit dessen Hilfe   kontrollierte Zeitreisen möglich werden, gestohlen und halten sich in   der Vergangenheit vor dem Geheimbund versteckt. Ihr Ansinnen ist es   offensichtlich, den Initiator und Kopf der Loge, Graf St. Germain, töten   zu lassen, weil sie Kenntnis davon haben, was der Chronograph wirklich   vermag, wenn erst das Blut aller Zeitreisenden dort eingelesen worden   ist. Sie wissen, welche Opfer die Macht, die dem Grafen dann verliehen   werden wird, darüber hinaus fordert. Genaueres wird leider noch   vorenthalten, aber eines ist ganz klar: Gwendolyn wird nicht nur   verdächtigt, mit ihnen gemeinsame Sache zu machen, sondern auch ihr   Leben ist in höchster Gefahr. Damit entlässt die Autorin ihre Leser in   die Wartezeit auf den dritten Teil, der im Herbst 2010 erscheinen wird. 
 
Kerstin Gier verzaubert ihre Leser mit einer Geschichte von der ersten   großen Liebe mit Höhen und Tiefen, wie man sie nur als Teenager erleben   kann. Alles daran ist neu und rätselhaft: das Küssen, das Sehnen, das   Verhalten des Geliebten, das eigene Verhalten und nicht zuletzt das   Wechselbad der Gefühle zwischen "himmelhoch jauchzend" und "zu Tode   betrübt". Hinzu kommen die ganz alltäglichen Probleme, mit denen man   sich herumschlagen muss: das allzu kritisch bewertete Aussehen, die   Schule, Lehrer, nervige Verwandte und ein wenig gefestigtes   Selbstbewusstsein. Als sei das alles noch nicht genug, wird Giers   Hauptfigur einmal am Tag fürchterlich übel, und kurz darauf landet sie   für mehrere Stunden in einer anderen Zeit. 
 
Ihre jugendlichen Leserinnen finden sich gewiss in Gwendolyn wieder, und   auch die erwachsenen erinnern sich noch an die Zeit, in der sie von   Prinzessinnenroben träumten und sich einen gutaussehende Beschützer an   ihre Seite wünschten. Die Zeitreisegeschichte dient in diesem Sinne als   nette Verpackung und als Spannungselement. Doch die bezaubernde   Naivität, die nur einem jungen Mensch wie Gwen innewohnt, die bereits so   viel von der Welt und dem Leben zu kennen glaubt und dabei doch nur   eine vage Ahnung von ihren Dimensionen und dem eigenen Platz im Leben   hat, amüsiert den Leser und macht die Figur überaus sympathisch. Wenn   Gwen trotz eines Antialkohol-Paktes mit ihrer besten Freundin auf einer   Soirée im 18. Jahrhundert merklich angetrunken "Memory" aus Cats zum   Besten gibt und bei ihren Lieblingszeilen "If you touch me, you'll   understand what happiness is" bemerkt, "dass das Lied nicht speziell für   Katzen geschrieben sein konnte", zeigt sich der wunderbare Humor der   Autorin, welcher bereits den unverwechselbaren Charme ihrer ersten   Bücher wie "Männer und andere Katastrophen" oder "In Wahrheit wird viel   mehr gelogen"  geprägt hat. Tatsächlich sollte man sich auch bei der   Lektüre von "Saphirblau" auf häufiges Schmunzeln und lautes Auflachen   gefasst machen. 
 
Der Arena-Verlag hat sich entschlossen, die wunderbare   Covergestaltung Eva Schöffman-Davidoffs auch für den zweiten Band   beizubehalten. Dieses Mal winden sich als Schattenriss gestaltete   erhabene Ranken auf dem blauen Grund der Vorder- und Rückseite um die   beiden Hauptfiguren. So wird auch äußerlich ein Zusammenhang zwischen   den Romanen hergestellt. Der Leser kann die fledermausartige Figur,   welche zunächst nur als schmückendes Beiwerk erkennbar war, nun dem   Dämon Xemerius zuordnen. Alles in allem macht sich auch dieser Band gut   im Bücherregal und ist ein lesenswerter Schmöker, der trotz seiner knapp   400 Seiten nicht viel Lesezeit in Anspruch nimmt. 
 
 
Die Autorin 
 
Kerstin Gier (geb. 1966 bei Bergisch Gladbach) ist eine deutsche   Autorin, die - auch unter den Pseudonymen Jule Brand und Sophie Bérard -   überwiegend Frauenliteratur verfasst. Gier studierte zunächst   Germanistik, Musikwissenschaften und Anglistik, bevor sie zur   Betriebspädagogik und Kommunikationspsychologie wechselte und als   Diplompädagogin abschloss. Nach mehreren Jobs begann sie 1995 mit dem   Schreiben von Frauenromanen. Sie wohnt mit ihrem Mann und ihrem Sohn in   einem Dorf im Bergischen Land. Ihr erstes Buch "Männer und andere   Katastrophen" von 1996 wurde mit Heike Makatsch in der Hauptrolle   verfilmt. 2005 erhielt Kerstin Gier den DeLiA-Literaturpreis für   Liebesromane deutschsprachiger Autorinnen. Mit der auf drei Bände   angelegten Reihe über die Abenteuer von Gwendolyn und Gideon in London   ("Rubinrot", "Saphirblau" und "Smaragdgrün") verfasste sie erstmals   einen Jugend- und Fantasyroman. (Quelle: Wikipedia) 
       
      
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