Las Vegas, USA
Für eine aufregende Reise nach Las Vegas nehme man:
1. einen zahlungskräftigen und des Englischen nicht mächtigen Onkel ergänzt durch sein Versprechen, die liebe Nichte als Dolmetscherin in die Staaten mitzunehmen
2. den konfusen Kumpel besagten Onkels, der es schafft einen idiotensicheren Reiseplan komplett umzuwerfen und
3. eine Woche Zeit.
Folgendes kann dabei herauskommen.
nahe Berlin, S a m s t a g , 6 . N o v e m b e r 2 0 0 4
Irgendwo in der Provinz steigen drei Personen einen Zug nach Frankfurt am Main, obwohl es auch Flüge von weitaus näher liegenden Flughäfen wie z.B. Berlin gegeben hätte. Die Reisegesellschaft „Berg und Meer“ bietet jedoch auf www.tchibo.de eine 7-tägige Pauschalreise nach Las Vegas inklusive Bahnticket zum Abflughafen und Transfer von und zum Hotel in Las Vegas sowie fünf Übernachtungen für den bestechenden Preis von 850 Euro pro Person an. Daher haben mein Onkel und dessen Kumpel die Idee, bei www.expedia.de einen Flug und 10 Übernachtungen für ca. 950 Euro zu buchen, aufgegeben. Was das über ihre Rechenkünste aussagt, sei dahingestellt. Es verdeutlicht jedoch ihre Angst vor dem Einsatz von Kreditkarten im Internet. „Berge und Meer“ ermöglichen es, per Telefon zu buchen. Bezahlt wird durch Überweisung nach Erhalt der Rechnung. Alle Reisedokumente werden dann pünktlich per Post zugesandt.
Frankfurt/ Main, S o n n t a g , 7. N o v e m b e r 2 0 0 4
Nach einer Nacht in verschiedenen Zügen der deutschen Bahn treffen die wir am Flughafen ein, wo wir erfahren, dass das Flugzeug komplett überbucht ist. Es werden uns 400 Euro und eine Übernachtung in einem 5*-Hotel offeriert, wenn wir einen Tag lang vom Flug zurücktreten. Wir überlegen kurz, kommen jedoch zu dem Schluss, dass wir von unseren 4 Tagen in Las Vegas keinen abgeben können. Sonst lohnt sich der Reiseaufwand nicht.
Las Vegas, S o n n t a g , 7. N o v e m b e r 2 0 0 4
Nach Las Vegas-Zeit ist es 20.15 Uhr, als das Flugzeug der American Airways auf den International Airport aufsetzt. Hinter uns liegen diverse Sicherheitschecks, ein 18-Stunden-Flug mit Umsteigen in Charlotte, fünf Kinofilme im Erwachsenenunterhaltungsprogramm sowie ein überraschend leckeres Bordessen (Hühnchen oder Pasta) und zwei Snacks.

Der Deutsch sprechende Verantwortliche für den Transfer hat bereits alle „Zimmerschlüssel“ (Magnetstreifenkarten) bei der Abholung am Flughafen ausgeteilt. Er setzt die Reisegruppe vor dem Hotel Luxor ab und führt uns durch das Labyrinth von Gängen zu den richtigen Fahrstühlen für den Ostturm. Dann verabschiedet er sich bis zum Abholen am Freitagmorgen mit der Bemerkung, man nenne Las Vegas auch Sin City und könne hier jede der sieben Todsünden begehen. Sünde - hört sich gut an. Mit meinen beiden Wachhunden jedoch schränken sich die Möglichkeiten zum sündigen von selbst ein.

Das Hotel Luxor orientiert sich thematisch am Ägypten der Pharaonenzeit. Der Hauptbau hat die Form einer Pyramide. Davor prangt eine Sphinx. Die wüstensandgelben Wände im Inneren des Hotels schmücken Hyroglyphen und andere Ornamente. Auch im Fahrstuhl und wenig später im Zimmer setzt sich das Design fort. Das Luxor schmückt sich mit 4 Sternen, was sich auch am Badezimmer ablesen lässt.

Mein Onkel und dessen Kumpel sacken hier an jedem Abend alles ein, was nicht verbraucht wird (Shampoo, Conditioner, Body Lotion, Seife). Einziges Manko – es fehlt ein Zimmersafe. Die Hotelbeschreibung verweist auf die Hotelsafes an der Rezeption.

Meine Männer verwehren sich dagegen, in einem Bett zusammenzurücken und der Nichte ein komplettes 1,40 breites Doppelbett zu überlassen. Für 20 Dollar pro Nacht wäre eine Aufbettung möglich. Wir beschließen statt dessen die Doppelbetten zusammenzuschieben. Mein Onkel muss die Mitte nehmen. Nach einer kurzen Umräumaktion strahlt das Zimmer dekoriert mit drei überquellenden Koffern sowie herumliegenden Sachen und Schuhen eine fünf-Sterne-untypische Ferienlagerromantik aus.


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